Inhalt Raum/Thema: Realienkunde, Vaterländische Geschichte
Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): offen für alle
— 15 —
ihn, als er zur Verlobung mit der Prinzessin Elisabeth Christine von Braunschweig bereit war.
Für Friedrich war diese Zeit deshalb besonders wichtig, weil er sah, wie wertvoll im Staate Ordnung und Sparsamkeit ist.
Der Vater machte ihn zum Oberst eines Regiments und schenkte ihm das Schloß Rheinsberg nicht weit von Potsdam. Hier lebte er mit seiner Gemahlin (die Hochzeit war in dem Schlosse in Salzdahlum bei Wolfenbüttel gefeiert), konnte sich nach Herzenslust mit den Wissenschaften beschäftigen und veranstaltete Konzerte und heitere Feste. Aber er vernachlässigte dabei zur Freude seines Vaters seine Pflichten als Oberst nicht. Der Sohn sah immer mehr ein, daß es der strenge Vater gut mit ihm gemeint habe, und dieser erkannte, daß sein Sohn ein tüchtiger Mann geworden sei. Auf seinem Sterbelager sagte Friedrich Wilhelm 1. freudig: „Ich sterbe zufrieden, da ich einen so würdigen Sohn zum Nachfolger habe".
4. Die ersten 16 Regierungsjahre. Der Vater hinterließ dem Sohne einen wohlgefüllten Staatsschatz und ein tüchtig eingeübtes Heer. Beides konnte er sehr wohl gebrauchen. Die Heere der damaligen Zeit bestanden meist aus Mannschaften, die sich freiwillig hatten anwerben lassen oder die durch List und Betrug in die Hände der ausgesandten Werber geraten waren. Nicht nur im eigenen Lande, sondern auch in fremden Landern hatte man Werbeoffiziere, deren Aufgabe es war, möglichst viel Soldaten einzustellen, wobei freilich nicht immer die redlichsten Mittel angewendet wurden.
Schon 1740 wurde Friedrich König. Im 1. Schlesischen Kriege nahm er der österreichischen Kaiserin Maria Theresia Schlesien und behauptete im 2. Schlesischen Kriege dieses wertvolle Land. Stets sorgte der sparsame, unablässig tätige König als treuer Landesvater für das Wohl seines Volkes. Die Beamten folgten seinem Beispiele. „Ich bin", sagte er, „der erste Diener meines Staates; mein Stand verlangt Arbeit und Tätigkeit". Er gönnte sich kaum 5—6 Stunden Schlaf und schon um 4 Uhr im Sommer, um 5 Uhr im Winter stand er auf und ging an den Arbeitstisch. Auf alle eingegangenen Schreiben und Bittschriften gab er rasch Bescheid. „Die armen Leute", sagte er, „wissen, daß ich Landesvater bin; ich muß sie hören, denn dazu bin ich da".
Das Heer wurde beständig geübt (Feldmanöver); die Provinzen bereiste der nach allem fragende König alljährlich. Der Hofhält war einfach. Die wenigen freien Stunden widmete der König der Musik. In manchen Hofkonzerten blies er selbst die Flöte.
5. Der Siebenjährige Krieg (1756—1763). Als Maria Theresia den König Friedrich mit Hilfe von Frankreich, Rußland, Schweden, Sachsen und vielen anderen deutschen Staaten wieder zum Markgrafen von Brandenburg erniedrigen wollte, begann er den 3. Schlesischen oder Siebenjährigen Krieg. Mit Hilfe von
TM Hauptwörter (50): [T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann]]
TM Hauptwörter (100): [T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn], T59: [Heer Mann Soldat Krieg Jahr Offizier Land König Truppe Waffe], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden]]
TM Hauptwörter (200): [T155: [Soldat Krieg Heer Land Mann Truppe König Waffe Geld Feind], T61: [Wilhelm Friedrich Prinz König Luise Jahr Königin Gemahlin Prinzessin Kaiser], T151: [König Volk Kaiser Reich Fürst Land Gott Wilhelm Deutschland Frieden], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T150: [Maria König Theresia Kaiser Franz Karl Friedrich Joseph Frankreich Sohn]]
Extrahierte Personennamen: Elisabeth_Christine_von_Braunschweig Friedrich Friedrich Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich_König Friedrich Maria_Theresia Maria Theresia Maria_Theresia Maria Theresia Friedrich Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Schloß_Rheinsberg Potsdam Salzdahlum Frankreich Schweden Sachsen Brandenburg
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde, Vaterländische Geschichte
Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): offen für alle
Waren Bruno und Dankward die Begründer des Ortes Braunschweig, so ist Heinrich der kraftvolle Förderer der Stadt. Neben den schon bestehenden Weichbildern Altewiek, Altstadt und Neustadt und neben der Burg gründete er den Hagen, umfriedigte die Stadt mit Ausnahme der Altenwiek mit Mauern und gab den Gemeinden Stadt- und Marktrechte. Nun siedelten sich hier zahlreiche Handwerker an, denn der erweiterte Handel gab ihnen Absatz für die gefertigten Tücher, Waffen, Zinngefäße und Becken. Die ganze Neustadt war von Handwerkern bewohnt, und die Kannengießer-, Beckenwerker- und Weberstraße erinnern noch heute an die betreffenden Handwerker, welche der Sitte gemäß sich in bestimmten Straßen zusammendrängten.
Die Altewiek blieb damals noch Dorf und wurde erst später Stadt; zu den alten Weichbildern kam zuletzt noch der Sack hinzu. Diese Stadtteile waren durch Mauern voneinander getrennt, hatten eigene Stadträte und gerieten häufig in Streit; nur gegen äußere Feinde hielten sie zusammen. Heinrich gab der Stadt das Recht, Jahrmärkte abzuhalten, baute den Dom (der siebenarmige Leuchter) und andere Kirchen und machte die Oker bis zur Aller schiffbar. So wuchs die Stadt, und zahlreiche Handwerker und Kaufleute siedelten sich hier an. Die Burg Dankwarderode wandelte Heinrich in einen Steinbau um. Auch die Michaelis-, Martini- und Petrikirche sind wahrscheinlich von Heinrich erbaut. (D. I. 3, Heinrich der Löwe und die Stadt Braunschweig.)
5. Heinrichs Pilgerfahrt nach Palästina. Heinrich unternahm auch eine Wallfahrt nach dem heiligen Lande, besuchte Jerusalem, Bethlehem und Nazareth und brachte viele Ehrengeschenke mit heim. Die Sage von dieser Pilgerfahrt (D. I. 2, Heinrich der Löwe. D. I. 3, Der Löwe zu Braunschweig).
6. Lebensende. Die letzten Lebensjahre brachte Heinrich auf seiner Burg zu Braunschweig zu und ruhte von seinen Taten. Am liebsten ließ er sich Sagen oder Heldenlieder vorlesen. 1195 starb er. Sein letztes Wort war: „Gott, sei mir Sünder gnädig!" (D. I. 3, Heinrich der Löwe und die Stadt Braunschweig.)
7. (Erinnerungen an Heinrich den Löwen. Auf dem Hagen-markte zu Braunschweig steht der Heinrichsbrunnen mit dem Standbilde Heinrichs des Löwen. Heinrich trägt ein langes, reichgesticktes Gewand; im rechten Arme hält er das Schwert, im linken das Modell der Katharinenkirche. Im Giebelfelde des Mittelbaues vom Residenzschlosse sieht man Heinrich den Löwen auf dem Throne sitzend; vor ihm verneigen sich die von ihm unterworfenen Fürsten der Wenden und die Bischöfe des Sachsenlandes. An einem Pfeiler des Altstadtrathauses am Altstadtmarkte steht das Standbild Heinrichs des Löwen mit seiner Gemahlin Mathilde. In der jetzt wiederhergestellten Burg Dankwarderode hat Heinrich gewohnt. An ihn
TM Hauptwörter (50): [T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend]]
TM Hauptwörter (200): [T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T171: [Heinrich Otto Herzog Kaiser König Friedrich Sohn Konrad Sachsen Schwaben], T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T154: [Meister Handwerker Geselle Arbeit Lehrling Handwerk Arbeiter Jahr Kaufleute Stadt]]
Extrahierte Personennamen: Bruno Heinrich Heinrich Altewiek Hagen Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich_der_Löwe Heinrich Heinrichs Heinrichs Heinrich Heinrich Heinrich_der_Löwe Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich_der_Löwe Heinrich Heinrich Heinrich Heinrichs Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrichs Mathilde Heinrich Heinrich
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde, Vaterländische Geschichte
Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): offen für alle
— 14 —
Nach dem Willen seines Vaters sollte er ein guter evangelischer Christ, ein tüchtiger Soldat und ein sparsamer Haushalter werden, denn durch diese drei Tugenden hatte der Vater den preußischen Staat emporgebracht.
Aber der Kronprinz wurde in vielen Stücken das Gegenteil seines Vaters. Weder an der Jagd, noch am Exerzieren fand er Vergnügen; dagegen hatte er wie seine Mutter Neigung zur Musik und zur französischen Sprache. Er spielte meisterhaft die Flöte, las gern französische Bücher und trug lieber den bequemen Schlafrock oder französische Kleidung als die enge und steife Uniform. Als ihn der Vater einmal so überraschte, schalt er ihn einen „Querpfeifer und Poeten", riß ihn an den Haaren durch das Zimmer und schlug ihn sogar. Der schöne Schlafrock wanderte ins Feuer, die französischen Bücher wurden dem Buchhändler zurückgeschickt.
Später wurde der Groll des Vaters gegen den Sohn noch dadurch vermehrt, daß dieser nicht nach dem Willen des Vaters eine braunschweigische Prinzessin, sondern nach dem Wunsche der Mutter eine englische Prinzessin heiraten wollte.
2. Der Fluchtversuch und seine Folgen. Der Kronprinz konnte zuletzt die Strenge seines Vaters kaum noch ertragen; außerdem hatte dieser einmal zu ihm gesagt: „Wenn mich mein Vater so behandelt hätte, ich wäre längst davongelaufen; aber Fritz läßt sich alles gefallen". Da beschloß Friedrich, auf einer Reise an den Rhein mit dem Leutnant von Katte nach England zu entfliehen. Aber der Plan wurde entdeckt und vereitelt. Des Vaters Zorn kannte keine Grenzen. „Nie hat ein brandenburgisch Gesicht solche Schmach erlitten", rief Friedrich. Hierauf brachte man ihn unter strenger Bewachung in strenge Hast. Der jähzornige König hätte ihn gar erstochen, wenn nicht ein General dazwischen gesprungen wäre. Auf die Frage des Königs, warum er habe entfliehen wollen, erwiderte er: „Weil Sie mich wie einen niederträchtigen Sklaven behandelt haben". Der König wurde nur mit der größten Mühe dazu gebracht, Friedrich zu lebenslänglichem Gefängnis zu begnadigen.
Lange saß er in schwerer Haft in Küstrin und mußte es mit ansehen, wie sein treuer Freund von Katte vor dem Fenster des Gefängnisses enthauptet wurde. Endlich bat er den Vater um Gnade und erleichterte dadurch seine Hast; jedoch mußte er noch längere Zeit in Küstrin unter Aufsicht bei der Regierung arbeiten und auf den benachbarten königlichen Gütern die Landwirtschaft erlernen.
3. Friedrich im Frieden mit dem Vater. Der Vater hatte im Grunde seines Herzens den Sohn doch sehr lieb. Weil Friedrich nun bei seinen Arbeiten ungemeinen Fleiß und große Geschicklichkeit zeigte, wurde der Vater noch mehr zur Milde geneigt und begnadigte
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern]]
TM Hauptwörter (100): [T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend]]
TM Hauptwörter (200): [T65: [König Herr Soldat Offizier Vater Prinz Friedrich Majestät General Brief], T64: [Vater Sohn Jahr Tod Mutter Regierung König Kind Heinrich Bruder], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk]]
Extrahierte Personennamen: Fritz Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde, Vaterländische Geschichte
Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): offen für alle
— 23 —
nur wemge Stunden Erholung. Alle Regierungsgeschäfte erledigte er mit der größten Pünktlichkeit, verhandelte gewissenhaft mit seinen Ministern, ließ sich über alle wichtigen Angelegenheiten Vortrag halten, nahm persönliche Meldungen und Gesuche entgegen und gmg abends nicht eher zur Ruhe, als bis alles Notwendige erledigt war. Dazu kamen dann noch die vielen Paraden, Manöver, Truppenbesichtigungen u. a. Selbst auf seinen Erholungsreisen im Sommer nach Ems oder Wildbad Gastein ruhte die Arbeit nicht ganz. Auch im hohen Alter gönnte er sich wenig Ruhe. Vergebens mahnten ihn die Ärzte, sich mittags eine halbe Stunde niederzulegen oder des schlechten Wetters wegen eine angesetzte Parade abzusagen. Noch am Tage vor seinem Tode vollzog er mit zitternder Hand die letzte Unterschrift. Als ihn kurz vor seinem Ende seine Tochter Luise, die Großherzogin von Baden, fragte: „Bist du müde, Vater?" antwortete er leise: „Ich habe keine Zeit, müde zu sein".
In allen Dingen des täglichen Lebens war er sehr einfach. Schlafrock und Pantoffeln kannte er nicht, schon am Morgen zog er sich vollständig an; gewöhnlich trug er Uniform. Beständig, sogar auf Reisen und im Kriege, schlief er in einem einfachen, eisernen Feldbett. Von seinen täglich gebrauchten Kleidungsstücken trennte er sich sehr schwer; einen Mantel hat er z. B. auf seinen Spazierfahrten über 25 Jahre getragen.
Kaiser Wilhelm war gegen jedermann freundlich und wohlwollend. (D. I. 2, Der Kaiser und der kleine Soldat. 3, Kaiser Wilhelms I. Leutseligkeit gegen den Knaben in Wildbad Gastein. 4, Kaiser Wilhelm am Eckfenster seines Schlosses. Kaiser Wilhelm I. im Lazarett. Der Bergmann von Mansfeld.)
5. Tage des Leidens und Tod. Noch in den letzten Lebensjahren trafen das erlauchte Kaiserpaar schwere Schicksalsschläge. Der Kronprinz Friedrich Wilhelm erkrankte im Sommer 1887 an einem tückischen Kehlkopfleiden, und die Eltern sahen den geliebten Sohn an der unheilbaren Krankheit dahinsiechen. Ganz unerwartet wurde der zweite Sohn des Großherzogs von Baden, ein dem Kaiserpaare besonders lieber Enkel, durch den Tod dahingerafft. Am 4. März 1888 verbreitete sieb mit Windeseile in alle Lande die Kunde, daß die Kräfte des fast 91jährigen Kaisers abnähmen. Am 9. März hauchte der Gründer des neuen Deutschen Reiches seine Heldenseele aus. Gläubig hatte er die Gebetsworte seines Hofpredigers nachgesprochen. Bei dem Spruche: „Herr, nun lässest du deinen Diener im Frieden fahren, wie du gesagt hast; denn meine Augen haben deinen Heiland gesehen" fragte die Großherzogin von Baden ihren Vater, ob er es verstanden habe. Er bejahte es, indem er die letzten Worte leise wiederholte: „Meine Augen haben den Heiland gesehen"
Seinen heißen Wunsch, den geliebten Sohn Fritz noch einmal in die Arme schließen zu können, hat ihm Gott versagt.
TM Hauptwörter (50): [T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend]]
TM Hauptwörter (200): [T61: [Wilhelm Friedrich Prinz König Luise Jahr Königin Gemahlin Prinzessin Kaiser], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T65: [König Herr Soldat Offizier Vater Prinz Friedrich Majestät General Brief]]
Extrahierte Personennamen: Luise Wilhelm Wilhelms_I. Wilhelm Wilhelm_I. Bergmann_von_Mansfeld Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Fritz
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde, Vaterländische Geschichte
Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): offen für alle
— 13 —
Diese Übersetzung wurde später fertig. Nun konnte jeder die Bibel lesen und darin die Unterweisung zur Seligkeit finden.
6. Luthers häusliches Leben. Luther heiratete die frühere Nonne Katharina von Bora. Er führte ein sehr glückliches Familienleben und fühlte sich bei Frau und Kindern am wohlsten. Die Ehe war mit sechs Kindern gesegnet, von denen zwei früh starben.
Luther war ein freundlicher und liebevoller Hausvater. Er erzog seine Kinder sehr streng, erzählte ihnen aber auch gern etwas und scherzte mit ihnen. Oft nahm er auch die Laute von der Wand und sang; dann stimmten Mutter und Kinder fröhlich ein. Abends stellten sich oft liebe Gäste ein, mit denen er beim einfachen Mahle heitere und ernste Gespräche führte.
So war Luthers Laus in seiner Einfachheit, Gastfreundschaft und fröhlichen Geselligkeit so recht das Vorbild eines echten deutschen Hauses. (D. I. 3, Ein Brief Luthers an seinen Sohn. Luther bei dem Tode seines Töchterleins Magdalene.)
An Hab und Gut war Luther nicht reich. Da er als Prediger und Professor nur ein kärgliches Gehalt von 200, später 300 Gulden erhielt, so fehlte es oft an Geld. Trotzdem war er doch so wohltätig, daß seine Hausfrau, „der Herr Käthe", ihn häufig zu Sparsamkeit mahnen mußte. (D. I. 3, Luthers Wohltätigkeit.)
7. Luthers Tod. Durch die viele angestrengte Arbeit war Luther schwach und gebrechlich geworden und mußte viele schmerzhafte Krankheiten durchmachen. Dennoch wirkte er voll Eifer in seinem Berufe. Im Winter 1546 reifte er auf Bitten der Grafen von Mansfeld nach Eisleben, um einen Streit zwischen ihnen zu schlichten. Heftige Schmerzen warfen ihn auf das Lager. Vor seinem Tode am 18. Februar fragte ihn Doktor Jonas: „Ehrwürdiger Vater, wollt Ihr auf die Lehre von Christo, wie Ihr sie gepredigt habt, sterben?" Er antwortete: „Ja", wandte sich zur Seite und schlief sanft und ruhig ein. Die Leiche wurde auf Befehl des Kurfürsten nach Wittenberg gebracht und in der Schloßkirche beigesetzt.
8. Reformation in Braunschweig. Schon ein Jahr nach dem Reichstage in Worms predigte in Braunschweig ein Mönch die neue Lehre. 1528 hielt Bugenhagen in der Brüdernkirche Predigten und schrieb eine Kirchen- und Schulordnung. Vor der Brüdernkirche steht sein Denkmal. Bald darauf wurde auch im Lande die Reformation eingeführt.
Viii. Iriedrich der Große. 1740—1786.
1. Die Jugendjahre. Friedrich Ii. wurde im Jahre 1712 zur Freude seines Vaters und seines Großvaters geboren. Sein erster Erzieher war ein Franzose, dem er bis in sein Alter dankbare Liebe bewahrte.
TM Hauptwörter (50): [T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T90: [Luther Kirche Lehre Schrift Wittenberg Papst Kaiser Reformation Jahr Konzil], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T161: [Luther Wittenberg Jahr Martin Freund Wartburg Universität Melanchthon Kurfürst Worms], T111: [Kind Mutter Vater Eltern Frau Jahr Knabe Schule Haus Mann], T106: [Kloster Jahr Schule Mönch Kirche Kind kranke Frau arme Knabe], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau]]
Extrahierte Personennamen: Katharina_von_Bora Luthers_Wohltätigkeit Jonas Christo Friedrich_Ii Friedrich
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde, Vaterländische Geschichte
Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): offen für alle
— 17 —
König, der uns schützen kann, so schlägt er mit der Wachtparade noch einmal 80 000 Mann".
Nun hatte sich mit einem Schlage die Lage Friedrichs geändert: Schlesien und Sachsen waren vom Feinde befreit.
In den folgenden Kriegsjahren gab es noch manche Schlacht. Der tapfere Feldherr Ferdinand von Braunschweig besiegte nochmals die Franzosen. „Herzog Ferdinand, du teurer Held, schlägst die Franzosen alle aus dem Feld". Als dann Friedrichs Feinde sahen, daß sie nichts gegen ihn ausrichten konnten, schlossen sie Frieden. Friedrich behielt Schlesien.
6. Friedrichs Leutseligkeit und Einfachheit. Der gegen seine Beamten und Offiziere sehr strenge, aber gerechte König war gegen alle seine Untertanen ohne Unterschied des Standes gütig und freundlich. Der am Lagerfeuer eingeschlafene Zieten. Zieten an der königlichen Tafel (D. I. 3, Der alte Zieten). Der arme Page im Vorzimmer des Königs. Die alte Frau, welche sich einst an den Reisewagen des Königs gedrängt hat. Einen guten Scherz und ein freimütiges Wort nahm er nicht übel: Der Soldat von Kolm; Seyd-litz bei der Truppenschau.
Seine Kleidung war meist sehr abgetragen; die Stiefel trug er so lange, wie sie irgend halten wollten. Sein Hofstaat durfte nicht zu viel kosten. Er sagte: „Da Preußen arm ist, so muß der Regent dieses Landes sparsam sein".
7. Der Alte Fritz. Das Leben des Königs wurde im Alter freudlos und einsam, auch stellten sich Krankheiten ein. Aber immerfort war er tätig für sein Volk (der Kammerdiener Heise). Sein Volk verehrte ihn und grüßte ihn stets ehrerbietig, wenn er sich sehen ließ; jeden Gruß erwiderte er. Er trug stets die blaue Uniform, den großen dreieckigen Hut und einen Krückstock.
Auch die Jugend liebte ihn (D. I. 3, Am Mittwoch nachmittag). Am 17. August 1786 starb er an der Wassersucht auf feinem Schlöffe Sanssouci, 74 Jahre alt.
Xi. Friedrich Wilhelm Iii. und die Königin Luise.
1. Friedrich Wilhelm in der Jugend. Friedrich Wilhelm Iii. war als junger Prinz der Liebling seines Großoheims, des Alten Fritz. (Der im Arbeitszimmer des großen Königs Ball spielende Knabe.) Dieser schätzte ihn seiner Wahrheitsliebe und Ehrlichkeit wegen und sagte einst zu ihm: „Immer ehrlich und aufrichtig! Wolle nie mehr scheinen, als du bist; sei immer mehr, als du scheinst!"
Bei einer anderen Gelegenheit ermahnte er ihn: „Nun, Fritz, werde was Tüchtiges. Großes erwartet dich. Ich fürchte, du wirst einmal einen schweren, bösen Stand haben. Begehe keine Ungerechtigkeit, dulde aber auch keine. Halte es stets mit dem Volke, daß
Zbelttunbe I o
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann]]
TM Hauptwörter (100): [T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T85: [Friedrich Schlacht Heer Sachsen Schlesien Sieg König Böhmen Feind Kaiser]]
TM Hauptwörter (200): [T65: [König Herr Soldat Offizier Vater Prinz Friedrich Majestät General Brief], T157: [Friedrich Wilhelm Iii Kaiser König Karl groß Preußen Kurfürst Jahr], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T111: [Kind Mutter Vater Eltern Frau Jahr Knabe Schule Haus Mann]]
Extrahierte Personennamen: Friedrichs Ferdinand_von_Braunschweig Ferdinand Ferdinand Ferdinand Friedrichs Friedrichs Friedrich Friedrich Friedrichs_Leutseligkeit Friedrichs Fritz August Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Fritz Fritz
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde, Vaterländische Geschichte
Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): offen für alle
— 18 —
es dich liebe und dir vertraue. Darin allein kannst du stark und glücklich sein." Der in seiner Lebensweise sehr einfache Prinz hatte schon früh seine Freude am Wohltun. (Der Gärtnerbursche mit den teuren Kirschen.) (D. I. 2, Der kleine Börsenhändler.)
2. Die Königin Luise. Dem bürgerlich schlichten, sittenreinen und ehrbaren Prinzen stand zur Seite seine junge, schöne, hochbegabte Gemahlin Luise, eine Prinzessin von Mecklenburg-Strelitz, „der gute Engel Preußens". Sie zeichnete sich aus durch tiefe Herzensfrömmigkeit, Freundlichkeit und Wohltätigkeit und gewann sich bald die Liebe des ganzen Volkes. Friedrich Wilhelm und Luise führten ein sehr glückliches Familienleben und wohnten am liebsten auf dem Lande. (D. I. 3, Die geraubte Blume. Die Königin als Wirtin.) Große Freude hatten die von allen ihren Untertanen hochgeliebten und verehrten Eltern an ihren Kindern, welche sie mit großer Liebe und Sorgfalt erzogen. 1797, in demselben Jahre, in welchem Friedrich Wilhelm König wurde, erhielten sie ihren zweiten Sohn, Wilhelm, den nachherigen ersten Deutschen Kaiser aus dem ruhmreichen Geschlechte der Hohenzollern.
3. Die königliche Familie auf der Flucht. Der friedliebende König mußte im Jahre 1806 gegen den Kaiser der Franzosen Napoleon I. in den Krieg ziehen, wurde aber völlig geschlagen und mußte fliehen. In Sturmesgraus und Wetterbraus mußte die Königin Luise an der Küste der Ostsee entlang fast bis nach der russischen Grenze fliehen. Hier sprach sie die ihr aus dem Herzen kommenden Worte:
„Wer nie sein Brot mit Tränen aß,
wer nie die kummervollen Nächte
auf seinem Bette weinend saß,
der kennt euch nicht, ihr himmlischen Mächte".
Zum Kronprinzen, dem späteren König Friedrich Wilhelm Iv., sagte sie: „Es ist gut, daß du das Unglück des Lebens schon in früher Jugend kennen gelernt haft; du wirst, wenn später besiere Zeiten kommen, das Glück besser zu schätzen wissen. Da du die Armut kennen gelernt hast, wirst du später als König die Leiden der Armen lindern können."
Die Söhne mahnte sie, entweder den Ruhm ihrer Ahnen von den Franzosen zurückzuerobern oder ruhmvoll zu sterben.
Wirkliche Not lernte die königliche Familie in Memel und Königsberg kennen. Oft gab es zu Mittag nichts weiter als Mehlbrei. Die Königsberger Kaufmannschaft schenkte der kranken Königin ein Sofa, der englische Gesandte dem Könige ein Dutzend Käse, welchen dieser sehr gern aß. Auch Strümpfe wurden der Königin, die am Notwendigsten Mangel litt, geschenkt. Durch das Unglück wurden König und Königin immer noch enger in Liebe verbunden. Der König sagte oft: „Du, liebe Luise, bist mir im Unglück noch
TM Hauptwörter (50): [T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann]]
TM Hauptwörter (100): [T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T61: [Wilhelm Friedrich Prinz König Luise Jahr Königin Gemahlin Prinzessin Kaiser], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T111: [Kind Mutter Vater Eltern Frau Jahr Knabe Schule Haus Mann], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit]]
Extrahierte Personennamen: Luise Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich_Wilhelm_König Friedrich Wilhelm Wilhelm Napoleon_I. Friedrich_Wilhelm_Iv. Friedrich Wilhelm_Iv.
— 82 —
gelocktes Haar, einen goldenen Ring um das Haupt oder den Helm ans. Zu seiner persönlichen Bedienung bei feierlichen Gelegenheiten waren nach römischem Muster bestimmte Aemter eingerichtet: der Kämmerer, der Verschall, der Truchsess, Schenk. — Die Pfalzgrafen verwalteten die einzelnen Domänen oder Pfalzen, das Vermögen des königlichen Hauses dagegen der Majordomus, welcher zugleich das Gesolge des Königs anführte und auf Einziehung und Verleihung von Lehen einen großen Einfluss gewann.
Iv. Das Mttcrthum und der Bauernstand. Neben dem hohen Adel, den Herzögen, den Grasen mit großen Besitzungen, den höchsten Vasallen finden wir viele solcher Edlen, deren Besitz nicht ausreichte, um sie zu irgend einer politischen Macht kommen zu taffen. Viele erreichten die Reichsunmittelbarkeit nicht, blos einige. Sie waren dann Ministerialen und gingen bei
irgend einem hohen Geistlichen oder einem Fürsten zu Sehen. — Ost
gingen solche Ministerialen ans hörigem Stande hervor, es waren vielleicht
nur einfache Kriegsknechte, die baun für ihre Dienste im Aufträge eines Fürsten, Markgrafen, Bischofs, Erzbifchofs, Abts mit einem Lehen versorgt, besoldet wurden. — Sie waren besser daran, dünkten sich auch dann mehr als die freien Bauern, Gemeinfreien, die sich z. B. in Westphalkn, Frisland, Ditmarfen, Tirol, der Schweiz noch, lange erhielten. Im Herrndienste ging es ihnen besser als diesen. Ans solchen Ministerialen entstand der niedere Adel, die Ritterschaft.
In den Städten, erst feit dem 11. oder 12. Jahrhundert, keimte ein Bürgerstand, der sich zu immer größerer Kraft entfaltete, während der Stand
der Bauern in immer schlimmere Lage geriet.
Alles geistige Leben, was noch sonst etwa im ersten Mittelalter vorhanden war, war bei dem Stande der Ritter zu finden (nach dem Aufblühen der Städte aber auch in diesen). Rechtgläubigkeit, Beschirmung der Schwachen, der Frauen und Waisen galt als Ritterpflicht. Dem Lehnsherrn Treue zu bewahren nicht minder. ^— Kein verabscheuungswürdigeres Verbrechen für einen Lehnsmann, als Verrath an feinem Herrn, Felonie; nicht einmal davor scheute er sich, für feinen Herrn oder feine Herrin ein Verbrechen (f. Hagen in den Nibelungen) zu begehen.
Ans starkem Roß, in Wehr und Waffen, mit wehender Helmzier, Lanze und Schwert zog der Ritter einher. Seine Erziehung war folgende: bis zum siebenten Jahre lebte der Knabe in der Kemenate der Franen, dann kam er als Page, Jnnkerlein, Junker, an den Hof feines betreffenden Landesfürsten, bort belehrte man ihn in allen feinen Sitten, Gott ehren, die Frauen achten nnb sich in Waffen-hanbwerk üben. Vom 14. Jahre an folgte er als Knappe feinem Herrn, er trug ihm die Waffen nach, die Rüstung, und führte ihm fein Ross vor. Dann mit 21 Jahren erhielt er den Ritterschlag unter vielen Förmlichkeiten. Das Ebelfräulein kam ebenso an den Hof des Landessiirsten, um dort in feinen, höfischen Sitten, zumeist aber in der Zurückgezogenheit der Kemenate, unter Leitung der Fürstin weibliche Arbeiten und dergl. zu lernen, und im Benehmen sich zu vervollkommnen, bei feierlicher Gelegenbeit trat dann aucb die Jungfrau mit im Gefolge der Herrin auf.
TM Hauptwörter (50): [T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind]]
TM Hauptwörter (100): [T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend]]
TM Hauptwörter (200): [T145: [Bauer Adel Land Stadt Bürger Herr Stand Recht Gut König], T106: [Kloster Jahr Schule Mönch Kirche Kind kranke Frau arme Knabe], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T80: [Kaiser Stadt Fürst Recht Reich König Reichstag Macht Adel Fürsten], T112: [Schwert Ritter Schild Waffe Lanze Pferd Speer Hand Helm Pfeil]]
— 90 —
Ix. Eigenthümliche Erscheinungen im deutschen Volksleben
des 14. und 15. Jahrhunderts. Bei den Kämpfen der Städtebünde mit den Fürsten und Rlttern tauchten Leute auf, die sich das Waffeuhandwerk zur Aufgabe machten, man nannte sie Söldner oder Lanz kn echte. Sie wanderten, waren Bald hier, Bald da im Dienste, lebteu Bald herrlich und in Freuden mit vollem Beutel, bald lungerten sie abgerissen und hungrig herum und waren dann für das Land eine recht große Plage.
Das waren die fahrenden Landsknechte. 216er* solcher fahrenden wandernden, Hernmfchweifenden Leute gab es noch viele andere.
Der Handwerker wanderte, um zu lernen, der Dichter, Meistersänger, Bildhauer, Maler nicht minder. Die Gelehrten wanderten von einer Universität zur andern, die Lehrer von einer Stadt zur andern; sogar die Schüler und Studenten wanderten (fahrende Schüler). Endlich gab es auch schon damals wie heute herumziehende Schauspieler, Possenreißer, Seiltänzer rc Alle diese hatten ihre Lieder, in denen sie Freud' und Leid besangen. (S Poesie)
5m Allgemeinen war im 14. und 15. Jahrhundert das Leben in Deutsch, land ein reiches, wohlhäbiges, säst üppiges zu nennen. An den Höfen der Fürsten, Grasen und Ritter hörten Turniere, Festlichkeiten und Gelage gar mau auf; eben so wenig ließ man es in den Städten daran fehlen. Um dem ) und der Ueppigkeit zu steuern, erließen die Fürsten und städtischen Obrigkeiten sogar Kleiderordnungen und Luxusgesetze rc.
Durch die ganze Zeit geht ein übermütiger, derber, drolliger Witz (Till Eulenspiegel, die Hofnarren). Die Geistlichkeit versank säst ganz und qar in weltliches Treiben. Aber bei all diesem Wohlleben der Fürsten und Herren seufzte der Bauernstand, vom Adel schwer gedrückt und ausgesogen. In der Zeit, wo in Deutschland die Pest auftrat (1348), entstanden Geißelgesellschaft ten (Flagellanten, Springprozessioneu rc.). In derselben Zeit wurden die Juden am meisten und schrecklichsten verfolgt; man warf ihnen vor, sie hätten die Hostien vergiftet, Kinder nmgebracht, gestohlen, Brunnen vergiftet rc.
Auch der Aberglaube nahm in der Zeit arg überhand; man glaubte an Nixen, Zwerge, Zauberer, Hexen, an den Bund mit dem Teufel rc.
Doch bereitete sich allmählig im Volke auch schon eine Sehnsucht nach einer Reformation der Kirche vor (Hussiteu).
X. Ausbreitung des deutschen Wesens. Durch die Gründung der Marken, die sich gegen Osten immer weiter ausdehnten, würde den Wenden nnb Slaveu allmählig das Gebiet wieber abgenommen, welches diese, in den Zeiten der Völkerwanberung nachdrängend, in Besitz genommen hatten.
Die wichtigsten dieser Marken waren: Mark Schleswig, Nordmark, Ostmark, Mark Lausitz, Mark Meissen, Mark Oesterreich, Steiermark, Mark Istrien, Mark Mähren.
Um die den Slaven ab,genommenen Länber zu Bevölkern, wurden von überall her Kolonisten Berufen; Besonders kamen sie aus Niederdeutschland, Holland, Flandern, Brabant.
@8 wurden neue Städte, denen Bestimmte Rechte verliehen wurden, ge-
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche]]
TM Hauptwörter (200): [T18: [Mark Brandenburg Land Albrecht Friedrich Kaiser Jahr Markgraf Haus Markgrafe], T82: [Musik Stadt Hof Zeit Theater Fest Leben Leute Herr Art], T80: [Kaiser Stadt Fürst Recht Reich König Reichstag Macht Adel Fürsten], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T154: [Meister Handwerker Geselle Arbeit Lehrling Handwerk Arbeiter Jahr Kaufleute Stadt]]
Extrahierte Personennamen: Lanz Till_Eulenspiegel
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Springprozessioneu Nordmark Ostmark Meissen Oesterreich Istrien Niederdeutschland Holland Flandern Brabant
— 24 —
pflanzten^ noch säeten; denn ohne Arbeit erwuchs ihnen Weizen und Gerste und die edle Rebe. Sie kannten weder Gesetze noch Versammlungen des Volkes zu gemeinsamer Beratung; sie wohnten in gewölbten Felsgrotten des Gebirges. Vor dem Lande der Cyklopen lag eine kleine Insel voll Wälder, in denen zahllose Herden wilder Ziegen umherschweiften. Dahin kamen die Schiffe des Odysseus in dunkler, mondloser Nacht; mit Anbruch des Tages machten sich die Griechen auf und durchwanderten das Eiland, mit den Pseilen wilde Ziegen zu ihrer Nahruug erlegend. Da sie noch Wein hatten, verbrachten sie bei fröhlichem Mahle den Tag.
Jetzt erkannten sie an dem aufsteigenden Rauch das nahegelegene Land der Cyklopen, und den folgenden Morgen machte sich Odysseus mit einem Teile seiner Genossen auf, uach dem Lande hinzusegeln, um zu erforschen, was für Menschen es bewohnten. Als sie am Gestade landeten, sahen sie eine von Lorbeerbüschen umschattete Felsenhöhle, um die sich langstämmige Fichten und hochgewipfelte Eichen erhoben. In der Höhle hauste ein Mann von Riesengestalt, der, einsam seine Herde weidend, niemals mit andern umging.
Odysseus erwählte zwölf seiner Gefährten und gebot den andern, bei dem Schiffe zu bleiben. Run wanderte er mit seinen Freunden weiter, die Wein in einem Schlauch und Reisekost trugen. An der Höhle angelangt, sanden sie den Riesen nicht daheim, denn schon hatte er seine Herde auf die Weide getrieben. In seiner Abwesenheit besahen die Griechen die Höhle; darin standen ringsum Körbe mit Käse; Lämmer und Zicklein waren in den Ställen, auch fehlte es nicht au Geschirren, Butten und Kübeln zur Aufbewahrung der reich vorhandenen Milch. Die Griechen zündeten Feuer an und aßen von den Käsen. Bald erschien der Riese mit einer Ladung trocknen Holzes, das er mit lautem Gekrach auf die Erde warf, so daß die Griechen vor Schrecken in die Winkel der Höhle flohen. Jetzt trieb er die Schafe und Ziegen, die er melken wollte, in die Felsenkluft, während er die Widder und Böcke draußen ließ; dann setzte er einen gewaltigen Felsen vor den Eingang der Höhle. Als der Riese seine Herde gemolken und an der Milch sich gelabt hatte, und die übriggebliebene in Geschirre gefüllt war, zündete er ein Feuer an, bemerkte die Fremdlinge und sprach also: „Wer seid ihr, und warum durchschifft ihr die Wogen des Meeres? Seid ihr ein Raubgeschwader, um sremde Völker anzufeinden?"
TM Hauptwörter (50): [T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T22: [Gott Zeus Sohn Tempel Göttin König Held Mensch Opfer Erde], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
TM Hauptwörter (200): [T190: [Odysseus König Held Sohn Troja Vater Schiff Agamemnon Insel Theseus], T114: [Fleisch Milch Brot Pferd Butter Käse Stück Wein Schwein Getreide], T13: [Baum Wald Feld Wiese Garten Gras Winter Mensch Sommer Haus], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke]]